Besser mitreden im Democracy Lab
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Deutschland im Wahljahr 2017: Wie geht es der Republik? Was beschäftigt die Menschen? Was muss sich ändern? Und wie kommen wir alle wieder besser miteinander ins Gespräch? Das wollten wir herausfinden - im Democracy Lab der SZ, einem Diskursexperiment zur Bundestagswahl.

Die politische Welt hat sich rasant und radikal verändert: Trump. Brexit. Flüchtlingskrisen. Die neue Rechte. Islamistische Anschläge. Propaganda und Populismus. Hass und Hetze. Fake News und Fatalismus. Es haben sich Fronten gebildet, entlang von Meinungen und Ideologien, Gräben ziehen sich nicht nur durch die politische Landschaft, sondern auch durch Freundeskreise und Familien.

Es wird geschimpft und geschmäht, gegiftet und gespottet. Oder man redet gar nicht mehr miteinander. Das schadet dem gesellschaftlichen Miteinander und der Demokratie. Weil ihre zentralen Bausteine wie Pluralismus, Toleranz, Meinungsfreiheit unter Beschuss stehen, weil ihr Schmierstoff - der konstruktive gesellschaftspolitische Diskurs - austrocknet, weil wichtige Themen und drängende Probleme zum Teil nicht mehr angemessen behandelt und verhandelt werden.

Was tun? Wir haben diesen Entwicklungen das Democracy Lab entgegengesetzt und kurz vor der Wahl (vorerst) zu Ende gebracht. Wie in einem richtigen Labor haben wir experimentiert – in jeder Phase. Zuerst wollten wir herausfinden, was die Deutschen bewegt. Im Netz und auf einer Reise durch die Republik haben wir Ihre Themen gesammelt. Im nächsten Schritt haben wir die Einsendungen ausgewertet und zur Abstimmung gestellt. Danach haben wir mit Ihnen über fünf Themen diskutiert und Lösungen entwickelt – online und offline. Wie genau wir das versucht haben und was die Teilnehmer erlebt und gelernt haben, lesen Sie im Folgenden.

Das muss sich in Deutschland ändern

Mit fremden Menschen Argumentationsketten aufbauen und zusehen, wie sie wieder zerschossen werden, eine Idee einwerfen, die zu einer zweiten oder dritten inspiriert, frustriert darauf warten, endlich mal wieder zu Wort zu kommen: Selten wird intensiv und konzentriert über gesellschaftliche Themen debattiert, obendrein mit zunächst unbekannten Gesprächspartnern. Da wird im Büro über den besten Entwurf diskutiert, abends über das beste Guacamole-Rezept oder die neue Bar im Viertel. Wenn es aber um soziale Ungleichheit geht? Um Umweltpolitik? Um das Bildungssystem? Dann verfolgen viele vielleicht noch die oft inszenierten Debatten der Talkshows – doch hält sich der Erkenntnisgewinn meist sehr in Grenzen.

Unser Angebot im Democracy Lab war deshalb: Selber mitreden und Lösungsansätze entwickeln – im konstruktiven Austausch.

An fünf Abenden haben wir in fünf Städten zu fünf Veranstaltungen eingeladen, bei denen fünf Themen diskutiert werden sollten:

  • Werte: Wie gelingt ein besseres Miteinander in Politik und Gesellschaft?
  • Flüchtlingspolitik: Was bringt das Land weiter?
  • Bildung: Was muss sich an unseren Schulen verbessern?
  • Umweltschutz: Was tun gegen den Klimawandel und für die Natur?
  • Soziale Ungleichheit: Wie wird Deutschland gerechter?

Viele Betroffene, Kritiker, Experten, Interessierte kamen, stritten, hörten zu und redeten mit - und berichteten uns im Nachhinein, dass sie die intensiven Debatten als sehr bereichernd erlebt haben. „Die einmalige Möglichkeit, mit Menschen zu diskutieren, die ich nicht kenne, die alle woanders herkommen und hingehen, um für diesen Augenblick in einen intensiven Austausch zu treten, hat mir tatsächlich Demokratie näher gebracht“, schrieb uns eine Frau hinterher.

Manche hatten aber auch den Eindruck, nicht all das losgeworden zu sein, was sie zu sagen hatten. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Menschen derart große Experimentierfreude im Namen der Demokratie an den Tag legen könnten. Und das gilt nicht nur für die Veranstaltungen, sondern auch für die Diskussionen im Netz, die es zu jedem Thema ebenfalls gab. Online wie offline, in Berlin wie in München, überall drehten sich die Debatten um das Thema: Was muss sich in Deutschland ändern?

Diskutiert vor Ort: Von Berlin bis München

Fünf Themen hatten wir uns für die Veranstaltungswoche in der zweiten Phase des SZ-Democracy-Labs vorgenommen. In Berlin, ….

Diskutiert digital: von Whatsapp bis Pingpong

Wie diskutieren Menschen miteinander, die nicht zur selben Zeit am selben Ort sein können? Im Democracy Lab haben wir unsere Leser zu digitalen Diskussionen eingeladen, für die es - anders als in den Kommentarspalten oder auf Facebook - Spielregeln gab, für die Leser sowie für die eingebundenen SZ-Autoren. Zu den Themen, die analog diskutiert wurden, haben wir ein spezielles Online-Format entwickelt. Nicht alle dieser Formate haben immer so funktioniert, wie wir uns das erhofft hatten. Andere hingegen haben - ganz im Sinn des Experiments - unsere Erwartungen weit übertroffen.

Themen, die das Land bewegen

Menschen auf der Straße, irgendwo in Deutschland, alt und jung, Handwerker und Student, Schüler und Rentner. Und Vorschläge, Ideen, Meinungen, die genauso verschieden sind: …

…“Es müsste geschützte Litfaßsäulen geben für lokale öffentliche Diskurse”

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